Kein Papiertaschentuch

Unterwegs von Kreuzberg nach Schöneberg mit der U-Bahn. An jeder Station steigt jemand ein, bittet um Geld oder Lebensmittel. Einer bietet eine Straßenzeitung an. Bei der Rückfahrt abends am U-Bahnsteig Möckernbrücke fragt ein migrantischer Obdachloser die Wartenden „bitte Taschentuch“. Keine/r gibt ihm eines. Als er sich am Ende des Bahnsteigs umdreht und zurück geht, zieht ein Fahrgast ein Päckchen Papiertaschentuch direkt vor ihm aus der Tasche, entnimmt eines und schneuzt sich ausgiebig vor dem Bittenden. Der fragt nochmal: „bitte Taschentuch“. Sein „Gegenüber“ schüttelt den Kopf.

Gesundheit und Armut

Der rechte Oberarm schmerzt. Die Rettungsstelle vermutet einen Sehnenriß. Falls das stimmt, muß dieser innerhalb eines Monats operiert werden. Voraussetzung dafür: Er muß ein MRT beibringen, das nicht im Krankenhaus gemacht werden kann.  Er klappert fünf medizinische Zentren ab. Der früheste Termin wird ihm im Mai angeboten. Jetzt ist Februar. Da wäre die Monatsfrist für die OP überschritten. Was tun jetzt? Eine Bekannte hat einen Freund, der Oberarzt in einem Krankenhaus am anderen Ende der Stadt ist. Der verhilft zu einem Termin am übernächsten Tag.

Weihnachten orthodox

Orthodoxe Christen feiern Weihnachten ab dem Abend des sechsten Januar. Einer kommt zu mir und fragt: Hast du Kerze für mich. Ich zeige ihm, was ich an Kerzen habe – eigentlich ziemlich viel. Er findet nichts und meint: Ganz kleine, so wie du hast in Krippe. Ach so – ein Teelicht meint er. Ich gebe ihm eines und ein Teelichtglas dazu. Bei uns in meine Land kommt kleine Kerze mit Zweig in Fenster. Damit alle sehen: Jesus ist zu Besuch. 

wöchentliche Lebensmittelverteilung (3)

52. Kalenderwoche zwischen Weihnachten und Neujahr – für drei Personen:

Lebensmittelausgabe letzte Dezemberwoche 2023

400 g Champignons
2 Kilo Kartoffeln
16 Bananen
450 g Feldsalat (3 Packungen zu 150g)
1 Knolle Fenchel
1 Zitrone
5 Karotten
1/2 Kilo Staudensellerie
2 Gläser Karotten
2 Gläser Erbsen
2 Gläser Silberzwiebeln
2 Gläser Aufstrich mit Kokos

mehr zu Lebensmittelverteilung

Tafeln in der Dauerkrise

Hat das eigentlich jemand mitbekommen?

Gestiegener Bedarf sorgt vielerorts für Einschränkungen

Viele Lebensmittel-Tafeln in Deutschland können dem Bedarf offenbar nicht mehr gerecht werden.

Der Vorsitzende des Tafel-Dachverbands, Stepphuhn, sagte dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, rund ein Drittel der Einrichtungen habe temporäre Aufnahmestopps verhängt oder Wartelisten eingeführt. Außerdem würden mancherorts Öffnungszeiten verkürzt. Stepphuhn erklärte, im Vergleich zu den vergangenen Jahren kämen im Schnitt 50 Prozent mehr Menschen regelmäßig zu den Tafeln. Dieses Jahr seien es 1,6 bis zwei Millionen Bedürftige gewesen.
Die Tafeln seien in einer „Dauerkrise“, betonte Stepphuhn. Die Armut habe sich durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine weiter verschärft. Außerdem seien Löhne und Renten oftmals zu niedrig, um über die Runden zu kommen.
 
Diese Nachricht wurde am 23.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.

Armut zum Ausprobieren

Wie ist das, wenn man / frau als Erwachsene/r mit 502 Euro im Monat auskommen muß? Das kann man in einem von der Diakonie Deutschland und einigen anderen kirchlichen Initiativen entwickelten Bürgergeld-Bingo ausprobieren.

In der Presse-Erklärung heißt es:

In der Debatte über das Bürgergeld werden Betroffenen oft mit Vorurteilen und falschen Behauptungen konfrontiert. Mit dem heute veröffentlichen Online-Spiel „Bürgergeld-Bingo“ wollen die Diakonie Deutschland, die Selbstorganisation von Menschen mit Armutserfahrung Armutsnetzwerk e.V., der Evangelische Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt und der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt Bayern zur Versachlichung der Diskussion beitragen. Mit dem Spiel können Interessierte ausprobieren, was es heißt, mit dem Bürgergeldsatz auszukommen. Sie müssen ihre Ausgaben so einschränken, dass der aktuell geltende Regelsatz von 502 Euro eingehalten wird. Nur wer das schafft, für den heißt es „Bingo“.

Zum Bürgergeld-Bingo geht es hier.

Presseerklärung: Fakten statt Fake – Bürgergeld-Bingo

 

Armut abschaffen

eine Aktion der TAFEL. An vielen Orten im öffentlichen Raum hängen derzeit Plakate der Tafel. Sie fordert: Armut abschaffen!:

Armut hat viele Gesichter. Aber eine Folge: Soziale Ungerechtigkeit
Der ganze Text steht hier.

Einige Gesichter werden gezeigt wie dieses von Burkhard:


„Es ist nicht erfreulich, mit 42 Jahren in Rente zu gehen. Da fehlt eine Lebensaufgabe.“ (steht in weißer Schrift in einem Quadrat im Foto)

Burkhard, 62, wurde aus gesundheitlichen Gründen Frührentner und kommt seit zwei Jahren zur Tafel. Am Leben teilzuhaben, so wie es für Menschen mit durchschnittlichen Einkommen üblich ist, sei für ihn kaum möglich: „Man zieht sich ein bisschen zurück.“
(schreibt die Tafel auf ihrer Website).

 

HundeDoc hilft armutsbetroffenen Hundehalter*innen

Seit 23 Jahren hilft HundeDoc Jeanette Klemmt in Berlin mit ihrer fahrbaren Tierarztpraxis armen Hundehalter*innen. Dafür hat sie kürzlich das Bundesverdienstkreuz am Bande bekommen. Das Projekt wird durch Spenden finanziert . Hier ist ein kurzer Beitrag aus der Berliner Abendschau (1 1/2 Minuten) und vom ZDF (2 Minuten).

Ausführliche Infos gibt es hier auf der Seite der Stiftung SPI.